8. September 2014
Am Wochenende durfte ich zu Gast bei
einer Familie sein. Genau an diesem Wochenende war auch die Tochter
der Familie zu Gast. Sie ist 25 Jahre alt und hat selbst eine fast
3-jährige Tochter, die aber hier bei ihrer Großmutter lebt.
Normalerweise hält sich die Tochter zur Zeit in Südafrika auf und
arbeitet dort als Hausmädchen. Sie erzählt uns viel von ihrem
Alltag und den Bedingungen unter denen sie arbeitet. Bei der ersten
Familie bei der sie gearbeitet war es besonders schlimm: für gerade
mal 180 Dollar musste sie rund um die Uhr für die Familie da sein,
die Unterbringung war furchtbar. In ihrem Zimmer, wo gerade mal ein
Bett reinpasst, war auch gleichzeitig die Toilette, ohne Trennwand.
Wenn sie nur einen kleinen Fehler bei der Teezubereitung machte,
wurde sie angeschrieen. Während sie für die ganze Familie kocht,
durfte sie nicht die Reste essen und musste anschließend für sich
selbst erneut kochen, selbstverständlich von ihrem eigenen Geld. Der
Kuchen, der beim Essen der Familie übrig blieb, wurde eher dem Hund
gegeben. In der Rangordnung des Hauses stand sie unter dem Haustier.
Nun ist sie in einer Familie, die etwas
netter ist. Sie bekommt etwas mehr Geld, hat einen größeren
Wohnraum und hat sogar ab und zu einen freien Tag. Trotzdem arbeitet
sie informel in Südafrika. Eine Arbeitserlaubnis würde 500 Dollar
kosten. Geld was sie nicht hat. Mit informellen Status kommt die
Angst vor Polizei, Geld- und Haftstrafen. Freunde hat sie keine in
Südafrika. Dafür hat sie neben der Arbeit keine Zeit. Der Umgang
mit anderen Angestellten in dem Areal ist verboten.
Als Hausmädchen arbeitet sie, obwohl
sie einen Abschluss im Marketingbereich hat. Die Möglichkeit in
ihrem Beruf zu arbeiten gibt es kaum. In Südafrika scheitert es an
der Arbeitserlaubnis, in Simbabwe am so gut wie nicht verhandenen
Arbeitsmarkt
Das Schlimmste sei jedoch, dass sie
soweit weg von ihrer Tochter ist. Nach acht Monaten ist dieser kurze
Besuch am Wochenende das erste Wiedersehen. Während sie über ihre
Tochter spricht füllen sich ihre Augen mit Tränen. Es sei
unglaublich schmerzhaft diese wichtigen Jahre im Leben ihres Babys zu
verpassen.
Sie weiß nicht wie lange sie diese
Situation noch aushält. Die Alternativen sind nicht gerade besser:
Wenn sie zurück nach Simbabwe kommen würde, könnte sie zwar bei
ihrer Tochter sein, in wenigen Wochen würde sich aber die Frage
stellen wie sie diese ernähren soll geschweigedenn Schulbildung
finanzieren soll. Sie hat Verantwortung für ihr Baby. Das ist ihre
Motivation diesen harten Job zu machen. So wird am Montag aus einer
stolzen, lebensfrohen Frau die ich an diesem Wochenende kennen
durfte, wieder eine Dienerin einer priviliergten Familie.
Traurige Geschichte. Aber gut, dass du uns diese Geschichten erzählst!
AntwortenLöschenDein Papa