Freitag, 12. September 2014

"Weniger Wert als ein Hund"... eine persönliche Geschichte

8. September 2014
Am Wochenende durfte ich zu Gast bei einer Familie sein. Genau an diesem Wochenende war auch die Tochter der Familie zu Gast. Sie ist 25 Jahre alt und hat selbst eine fast 3-jährige Tochter, die aber hier bei ihrer Großmutter lebt. Normalerweise hält sich die Tochter zur Zeit in Südafrika auf und arbeitet dort als Hausmädchen. Sie erzählt uns viel von ihrem Alltag und den Bedingungen unter denen sie arbeitet. Bei der ersten Familie bei der sie gearbeitet war es besonders schlimm: für gerade mal 180 Dollar musste sie rund um die Uhr für die Familie da sein, die Unterbringung war furchtbar. In ihrem Zimmer, wo gerade mal ein Bett reinpasst, war auch gleichzeitig die Toilette, ohne Trennwand. Wenn sie nur einen kleinen Fehler bei der Teezubereitung machte, wurde sie angeschrieen. Während sie für die ganze Familie kocht, durfte sie nicht die Reste essen und musste anschließend für sich selbst erneut kochen, selbstverständlich von ihrem eigenen Geld. Der Kuchen, der beim Essen der Familie übrig blieb, wurde eher dem Hund gegeben. In der Rangordnung des Hauses stand sie unter dem Haustier.
Nun ist sie in einer Familie, die etwas netter ist. Sie bekommt etwas mehr Geld, hat einen größeren Wohnraum und hat sogar ab und zu einen freien Tag. Trotzdem arbeitet sie informel in Südafrika. Eine Arbeitserlaubnis würde 500 Dollar kosten. Geld was sie nicht hat. Mit informellen Status kommt die Angst vor Polizei, Geld- und Haftstrafen. Freunde hat sie keine in Südafrika. Dafür hat sie neben der Arbeit keine Zeit. Der Umgang mit anderen Angestellten in dem Areal ist verboten.
Als Hausmädchen arbeitet sie, obwohl sie einen Abschluss im Marketingbereich hat. Die Möglichkeit in ihrem Beruf zu arbeiten gibt es kaum. In Südafrika scheitert es an der Arbeitserlaubnis, in Simbabwe am so gut wie nicht verhandenen Arbeitsmarkt
Das Schlimmste sei jedoch, dass sie soweit weg von ihrer Tochter ist. Nach acht Monaten ist dieser kurze Besuch am Wochenende das erste Wiedersehen. Während sie über ihre Tochter spricht füllen sich ihre Augen mit Tränen. Es sei unglaublich schmerzhaft diese wichtigen Jahre im Leben ihres Babys zu verpassen.
Sie weiß nicht wie lange sie diese Situation noch aushält. Die Alternativen sind nicht gerade besser: Wenn sie zurück nach Simbabwe kommen würde, könnte sie zwar bei ihrer Tochter sein, in wenigen Wochen würde sich aber die Frage stellen wie sie diese ernähren soll geschweigedenn Schulbildung finanzieren soll. Sie hat Verantwortung für ihr Baby. Das ist ihre Motivation diesen harten Job zu machen. So wird am Montag aus einer stolzen, lebensfrohen Frau die ich an diesem Wochenende kennen durfte, wieder eine Dienerin einer priviliergten Familie.

1 Kommentar:

  1. Traurige Geschichte. Aber gut, dass du uns diese Geschichten erzählst!
    Dein Papa

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